«In meinen Adern fliesst kein Ketchup, sondern Trüffelsauce»

Interview: Andreas Güntert
Bild: GfM

Heute im GfM-Marketing-Check: Reto Mathis. Der Engadiner Spitzenkoch nimmt mit seinem Take-away-Konzept «Krispy Kröst» den Kampf gegen die Grossen des Fast-Food-Business auf. Wie er das anpacken will und warum er einst die Chance ausschlug, selber im McDonald’s-System reich zu werden, erklärt der bekennende Gourmet hier.

Herr Mathis, Helmut Maucher prägte den Spruch: «Marketing ist Chefsache.» Welchen Stellenwert hat Marketing bei Ihrer täglichen Arbeit?
Herr Maucher hat absolut recht. In unserer Branche ist die Konkurrenz so gross, dass Marketing zur matchentscheidenden Grösse wird. In über zwanzig Jahren bin ich mit meinen Gastronomiebetrieben auf der St. Moritzer Corviglia selber zur Marke geworden – und diese muss und will ich natürlich auch selber steuern.

Woran arbeiten Sie aktuell bezüglich Marketing?
Derzeit geht es mir darum, den Bekanntheitsgrad von Krispy Kröst aufzubauen. Dazu ziehen wir alle Register. Online sind natürlich Social Media wichtig, die Offlinewelt spielt aber mit Bemusterungen und Verkostungen eine ebenso grosse Rolle. Mein Ziel ist es, Krispy Kröst in zwei bis drei Jahren so weit zu haben, dass wir daraus ein Franchise-Konzept machen können. Da gehört natürlich weiteres Wachstum in der Schweiz dazu. Was uns dabei sehr hilft: Wir stehen auf der A-Liste der SBB. Das bedeutet: Wenn es zu Neuvermietungen in Bahnhöfen kommt, haben wir gute Chancen auf frequenzstarke Standorte.

Welches Marketinginstrument ist Ihnen das wichtigste und weshalb?
Natürlich kenne ich die vier P aus dem Schulbuch. Mir ist aber ein anderes P am wichtigsten: die Personality, die hinter dem Produkt steht.

Welches war Ihr prägendstes Marketingerlebnis?
Etwas vom Verrücktesten und Erfolgreichsten, was ich je gemacht habe: als ich 2003 eine Zwölfmeter-Motorjacht auf die Corviglia hochbringen liess. Das machte uns auf 2486 Metern über Meer zum höchstgelegenen Yachtklub Europas und brachte uns weltweite Aufmerksamkeit. Mit einem Auto hätte das wohl nicht funktioniert, aber mit einem Schiff schon – weil es mit positiven Begriffen wie Fernweh, Erinnerungen und Eleganz verknüpft ist.

Wie orientieren Sie sich über Trends?
Reisen ist eine meiner grössten Passionen – und es ist auch Teil meines Weiterbildungsprogramms. Ein riesiger Fan bin ich beispielsweise von Japan: Was man dort in der Food-Branche punkto Frische, Präsentation und Qualität hinbringt, ist einzigartig.

Welches sind für Sie die besten Quellen, um Ihr Marketingwissen laufend à jour zu halten?
Ich bleibe neugierig, schaue herum und lasse mich inspirieren. Bei operativen Dingen ist es mir wichtig, auch mal ausgewiesene externe Profis ans Werk zu lassen.

Welches ist das spannendste nationale oder internationale Unternehmen bezüglich Marketing?
Madonna. Diese Showgrösse hält sich seit Jahrzehnten im Geschäft. Das ist Marketing in Vollkommenheit.

Welches ist die Marke, mit der Sie am Morgen in der Regel zuerst gerne in Berührung kommen? Und am Abend?
Am Morgen: das Engadin. Am Abend kann auch der Genuss einmal eine Rolle spielen.

Push oder Pull, Herr Mathis?

Guide Michelin oder Gault Millau? Weder noch. Mir ist das Urteil der Gäste am wichtigsten.

Gstaad oder Zermatt? St. Moritz.

Vico Torriani oder DJ Antoine? Weder noch. Wenn Sie aber das Line-up des St. Moritz Music Summit anschauen, merken Sie, dass ich dem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen bin.

Migros oder Coop? Globus.

iOS oder Android? iOS.

Big Mac oder Veggie-Burger? Wenn ich nur diese eine Wahl habe: Big Mac.